Der letzten Verantwortung bewusst
Verfasst: Do 14. Okt 2010, 14:55
Ein erster Schritt
Die Regentropfen, die sich die ganze Nacht dem Boden zuwandten, zwingen die Blätter der großen Eiche nachzugeben und das Regenwasser nicht mehr der Erde fernzuhalten. Der morgendliche Nebel lässt den Baumstamm nur erahnen, wenn man weiß, wo er steht. Durch die Steinkamine ist das Haus in Schwarzwall gemütlich warm und regt den Mann in der Lederrüstung nicht dazu an, die Feuer gegen den kalten Morgen einzutauschen. Nur die Tage verstrichen, ohne dass sie das Breeland jemals verlassen hatten. Jeder Morgen, der hier vergeht, lässt die Route der Reise nur gefährlicher werden.Nur drei. Drei auf einem Weg, den er alleine nie beschreiten würde. Drei Schwerter, womöglich gegen tausende. Gebiete, die er nie betreten hatte. Gefahren, die er nur es Geschichten und Aufzeichnungen kennt. Wesen, die er sich nicht vorstellen kann.
Langsam richtet sich der Mann auf. An dem Stuhl, auf dem er saß, lehnt sein Schwert und über den Stuhlrücken liegt sein Umhang sorgsam gefaltet. Seit dem gestrigen Abend ist der Kartentisch, im hinteren Teil der Halle, frei von jeglichen Gegenständen und nur noch ein Pergament, eine Feder und ein Tintenfass liegen aneinandergereiht. Unter dem vorletzten Mond standen sie hier noch. Drei von ehemals vielen. Niemand konnte sagen, wo ein anderer ist, wie es ihm ergangen war, ob er noch der Meigol i Estel die Treue hält.
An einem Abend in Schlucht traf er auf Anrangar und weitere Tage später auf Egin. Vor zwei Tagen waren sie nach langer Zeit wieder gemeinsam in diesen vertrauten Hallen. Bis tief in die Nacht berieten sie, was die Vergangenheit verraten hatte, und wie sie dieses Wissen für die Zukunft nutzen wollen. Egin, ihr Anführer, konnte die Verantwortung, die die Meigol i Estel seit ihrer Gründung besitzt, nicht verwerfen. Es war viel verloren, doch nicht alles. Die Reise war in derselben Nacht beschlossen. Beide waren bereits nach Schlucht aufgebrochen. Der letzte Treffpunkt vor der Reise. Nur er war noch geblieben. Die Hoffnung, noch weitere Schwerter für diese Unternehmung zu finden, war in ihm nicht erloschen. Doch der Moment seiner Abreise war gekommen. Vielleicht würde eine Nachricht die Anderen erreichen. Seit die Dunkelheit eingebrochen war, hatte er nur noch diese eine Idee, die Anderen zu finden.
Der Federkiel tropfte nach dem eintauchen noch kurz bevor er die Feder auf dem Pergament ansetzen könnte.
Sollte diese Information niemanden finden, so bleibt ihr nur noch das Feuer und dem womöglich kleinen Rest der Meigol i Estel eine unbekannte Gefahr.Wir sind wieder versammelt. Egin und Anrangar sind bereits nach Schlucht aufgebrochen. Ich werde ihnen heute folgen, doch in zwei Tagen noch einmal zurückkehren. Sollte einer von euch diese Notiz lesen, so schreibt euren Namen und Aufenthaltsort auf dieses Pergament oder wartet auf mich. Wir werden jede Unterstützung benötigen.
Fertu Hal
Ristred
Eingehüllt in seinen Kapuzenumhang und das Schwert an der rechten Seite befestigt, verlässt ein Mann in brauner Lederrüstung das große Haus in Schwarzwall. Nur einige Augenblicke später verschluckt ihn der Nebel.